Coffeecionado – alles für die Bohne, alles für den Kaffee: Teil I

Der Kaffee ist fertig ...

by Richard Franklin

Meine Mutter macht, wenn ich einmal nach Hause komme, das, was sie seit schätzungsweise 60 Jahren macht: den besten Filterkaffee.

Sie setzt (ohne Scherz) einen Kessel auf den (zugegebenermaßen inzwischen elektrischen) Herd, holt ihren Keramikfilter und Filterpapier (ich weiß noch immer, wie man es korrekt einknickt) und gießt eine Kanne auf, immer schön vom Rand zur Mitte hin. Also, egal, was ich von hier an erzähle, an den Geschmack dieses Kaffees wird niemals etwas heranreichen.

Ich weiß zugegebenermaßen noch nicht einmal, welche Sorte Kaffee sie kauft. Ich vermute, es wird eine sein, die ich noch aus meiner Kindheit kenne. Mag also sein, du möchtest dir eine formschöne Kaffeekanne, einen farblich passenden Dauerfilter anschaffen und dir große Vorräte von nostalgisch anmutenden Marken anlegen, man weiß ja nie. Wenn du eher so der mütterliche Typ bist.

Was meine Mutter nicht weiß: Spätestens, seit ich 20 bin, ist ihr Kaffee der einzige Filterkaffee, den ich überhaupt noch trinke. Ich bin lange schon von dem kurzzeitigen Verrat an ihrem geliebten Prozess durch eine Kaffeemaschine mit Timer über die Umwege der französischen und italienischen Handbraukunst zu einem Kaffeevollautomaten gelangt. Mit einem beschämenden Ausflug über eine Kapselmaschine (und das muss wirklich nicht sein, George!) sowie der Sehnsucht nach einer professionellen und nach ganz viel Zeit, Freunden etliche ➡️Caffè am Tag zu servieren.

Meine Maschine ist übrigens eine Jura, die schon 6-7 Jahre tapfer mein tägliches Bohnanza über sich ergehen lässt. Ein Blick in verschiedene Vollautomaten-Tests zeigt allerdings, dass zurzeit durch die Bank der Philips 5400 Vollautomat siegt oder weit vorne ist. Das sollte also ein recht sicherer Tipp sein, wenn du gerade auf der Suche nach einer festen Kaffeebeziehung bist.

Das Kleine Kaffee-Kompendium: von Americano bis Ristretto

Schon Anfang der 90er Jahre konntest du in vielen deutschen Cafés „Cappuchino“ bekommen, nur dass es ein ganzes Jahrzehnt brauchte, bis sich das Wissen durchgesetzt hatte, dass man den weder mit Sahne macht noch er dasselbe ist wie Milchkaffee. Und allmählich bekam man auch „Expresso“ und „Latte Matschiato“. Leider ging der Siegeszug der italienischen Kaffeespezialitäten nicht mit einem dem Thema angemessenen Wissenszuwachs einher, daher hier mein ganz subjektives Kleines Kaffee-Kompendium:

Americano, der – Ein bis zur Unkenntlichkeit bzw. bis zum ➡️Kaffe verwässerter ➡️Espresso

Barista, der/die – Barkeeper, der irgendwo auf dem Weg von Italien über die U.S.A. nach Deutschland die Fähigkeit verloren hat, einen Cocktailshaker zu bedienen, sich dafür aber intensiv in Latte-Kunst vertieft hat. Und das nicht nur am Morgen.

Caffè, der – Das, was wir unter Espresso verstehen.

Bestelle. Niemals. Espresso. In. Italien.
7g feinstes Kaffeemehl, durch das bei hohem Druck 25 ml Wasser gepresst wird.

Cappuccino, der – Heißgetränk aus ➡️Caffè und druckgeschäumtem ➡️Latte, das in Italien jeden Tag ab 12 Uhr mittags magischerweise verschwindet und ab demselben Zeitpunkt massenhaft auf deutschen Cafétischen auftaucht.

Zudem eine Waffe gegen Besserwisser, gegen die man die Wette gewinnen kann, dass Capuchino (mit einem p!) sehr wohl eine korrekte Schreibweise ist. Allerdings in Spanien, wo man glaubt, das Getränk stamme aus Österreich.

Cold Brew, der/die/das ­­– kalter ➡️Kaffee für Koffeinabhängige, die einerseits zu faul sind, einen Kessel aufzusetzen, andererseits aber 24 Stunden Zeit haben, auf ihren Schuss zu warten.

Espresso, der – s. Caffè
Der Plural ist Espressos, nur für Angeber Espressi, die dann aber besser auch alles Italienische richtig aussprechen.

Espresso Ristretto, der – s. Ristretto

Flat White, der – Ein Flachwitz, bei dem versucht wurde, einem ➡️Cappuccino einzureden, er könne cooler und moderner werden.
Ursprünglich aus Down Under, weshalb manche glauben, man müsse die Reihenfolge (erst Espresso, dann Milch) umkehren. Es gibt unzählige Seiten, die den nicht vorhandenen Unterschied zwischen den beiden Getränken hinreichend erklären, google selbst.

Kaffe, kein Artikel – ein ➡️Kaffee in Vantablack speziell für Bauarbeiter und LKW-Fahrer im Verhältnis von 2 Löffeln Pulver auf eine Tasse, in traditionellen Bäckereien meist im Frühstücksangebot zusammen mit ➡️Mettbrötchen.

Kaffee, der – s. erster Abschnitt dieses Artikels.

Latte, der (!) – In Deutschland die Kurzform von ➡️Latte Macchiato und Anlass für peinliche Dad Jokes (s. ➡️Barista), in Italien einfach nur Milch.

Latte Macchiato, der – italienisches Kindergetränk, um die Kleinen langsam an die so wichtigen Bitterstoffe des Caffè heranzuführen.
In Deutschland immer noch modernes Heißgetränk für Milchtrinker, die vorgeben, Kaffee zu sich zu nehmen.
Sprich mir nach: Latttä Makkkjato!

Macchiato, derdas Gegenteil von einem Latte Macchiato, nämlich ein „befleckter ➡️Caffè“, also Espresso mit besonders wenig Milch. Merke: du kannst in Italien die Bestellung eines ➡️Latte Macchiato weder mit ➡️Latte noch mit Macchiato abkürzen, sondern musst da in aller Peinlichkeit durch.

Mettbrötchen, dat – gehört in ein anderes Kompendium

Milchkaffee/Caffellatte/Café au Lait, der/der/der – Kaffeegetränk, über dessen Zubereitung keinerlei Einigkeit herrscht. In Deutschland oft verwechselt mit ➡️Cappuccino, aber eigentlich hergestellt mit Filterkaffe, Milch und Schaum.

Letzterer würde in Frankreich verwirren, da dort definitiv ohne Schaum hergestellt. Dafür verwirren die Franzosen zurück, indem sie ihn manchmal auch Café Crème nennen, was allerdings ebenfalls der Name für Kaffee mit Sahne ist.

Auch in Italien ist Schaum an dieser Stelle unangebracht. Italiener erkennen ihren Caffellatte hauptsächlich daran, dass er in einem Glas serviert wird, das kleiner ist als das des ➡️Latte Macchiato

Plörre, die – In einer lange nicht entkalkten Betriebskaffeemaschine hergestellter ➡️Kaffe, aber mit umgekehrtem Verhältnis von Löffeln Kaffeepulver zu Tasse.

Ristretto, der – sozusagen die Nemesis des Americano. Das dort verschwendete Wasser wird hier eingespart. 7g Kaffee auf 15 ml Wasser.

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