Achtung, Bierfans!

Sammeln rund ums flüssige Brot: der Bierdeckel

by Richard Franklin

Bier ist das Volksgetränk Nummer Eins in Deutschland. In Maßen genossen steht es für Genuss und Erfrischung, aber das tun Limonaden auch. Zu Bier haben jedoch viele eine emotionale Bindung, die bei Wasser, Limos und Säften schwer vorstellbar ist. So kommt es nicht nur zu erbitterten Grabenkämpfen über den richtigen Biergeschmack – Kölsch oder Alt, Hefe oder Klar, Flens oder Jever, Mainstream oder Craft – sondern auch zu hingebungsvollen Sammelleidenschaften von jeglicher Art Bier-Memorabilia. In diesem ersten Artikel zum Thema widmen wir uns der „Grundlage“ des Ganzen: dem Bierdeckel.

Untersatz, Abdeckung, Werbefläche, Steuerformular – ein Alleskönner

Wenn man sich fragt, was jemand, der in konstanter Bierlaune bleiben möchte, sammeln könnte, kommen schnell Bierdeckel in den Sinn. Sicherlich hatte Rudolf Sputh, als er sich 1892 in der sächsischen Schweiz seine Holzfilzplatten patentieren ließ, kaum im Sinn, dass diese Art Untersetzer einmal einen wahren Siegeszug durch die Gastronomie antreten, geschweige denn Sammlerherzen höherschlagen lassen würde.

Die ursprüngliche Funktion auch schon des Vorgängers, des absurd unhygienischen Bierfilzes, war Schutz von oben und nach unten. Von oben durch Auflegen auf den Bierkrug (daher auch die Bezeichnung „Deckel“), nach unten durch Abfangen des Kondenswassers. Aber sobald aus dem Filz eine kleine, beschreib- und bedruckbare Fläche geworden war, wurde diese auch genutzt.

Selbst in Zeiten, in denen fast alle Bestellungen elektronisch weitergegeben werden, fragen wir noch: „Wie viel hab‘ ich auf dem Deckel?“, weil der sich so praktisch eignet für die Sammelstriche. Da wird die Pappe rechtlich gesehen zur Urkunde, wenn auch zu einer, die man sich nicht unbedingt stolz an die Wand hängen möchte. Außer natürlich, die Striche beweisen mit Datum, wann du alle unter den Tisch getrunken hast.

Steuererklärung auf einem Bierdeckel von Petra Perle

Aber auch wenn es außer in Kunstaktionen nie gelungen ist, die deutsche Steuererklärung auf Bierdeckelgröße zu kondensieren, lässt sich ansonsten fast alles auf den runden oder quadratischen Untersetzern finden. Ob Deutschlandflaggen, Sinnsprüche, Mini-Wörterbücher, Fotodrucke oder gar Gesellschaftsspiele, der eng bemessene Platz scheint die Fantasie geradezu herauszufordern. Auch andere Materialien wie Holz, diverse Kunststoffe oder sogar Keramik werden benutzt, zum Beispiel als echter Deckel mit Bierzähler, aber oftmals auch, um benachbarte Themen zum Bier zu bespielen wie Darts, Musik oder andere Spirituosen.

#VerdientProvision

Mit dem Bierdeckel durch Raum und Zeit

Das Sammeln verrückter und kreativer Untersetzer ist eine Möglichkeit, aber bei den meisten dürfte das Bierdeckelsammeln mit der Mitnahme eines guten Stücks unter dem eigenen Glas begonnen haben und oftmals die eigene Reise durch verschiedene Kneipen und Biersorten widerspiegeln. Denn das dürfte noch immer die häufigste Form der Abbildung auf Bierdeckeln sein: eine Kneipe, Biersorte oder Brauerei.

Wer früh damit angefangen hat und einige Jahrzehnte „Bierfahrung“ mit sich bringt, könnte dabei durchaus die ein oder andere Rarität eingeheimst haben. Wie viele Alltagsgegenstände, die erst einmal unauffällig daherkommen, entpuppen sie sich mit einigem Abstand als nostalgische Zeitzeugen. Hast du sie gar aus Urlauben mitgebracht, dann kommt oft noch ein raumgreifender Exotik-Faktor hinzu.

Da kein Mensch so viel Bier trinken kann wie es interessante Bierdeckel gibt, ist es im übrigen auch keine Schande, sich welche zu kaufen. Das hat zudem den Vorteil, dass sie keine Glasränder oder andere Verschmutzungen aufweisen. Auf Flohmärkten sind Bierdeckel eher selten vertreten, dafür gibt es aber einschlägige Sammlerforen oder die Möglichkeit, auf verschiedenen Plattformen hier und da fündig zu werden.

Natur oder Hochglanz?

Bierdeckel sind zwar recht widerstandsfähig, aber immer noch meist aus Pappe gemacht. Was ein echter Tegestologe ist (ja, es gibt ein eigenes Wort für Bierdeckelsammler!), möchte seine Objekte vor dem Zahn der Zeit schützen und gleichzeitig anderen ansprechend präsentieren.

Als erstes stellt sich die Frage: naturbelassen oder laminiert? Ein bisschen haptische Freude und Urtümlichkeit geht schon verloren, wenn du deine Bierdeckel in Folie packst, andererseits sind sie damit in Originalform gesichert und vergilben nicht.

Da die meisten Laminiergeräte nicht auf die Dicke von 1,2 – 1,5 mm ausgelegt sind, könnte es teuer werden, ein passendes Gerät zu finden. Das lohnt sich bei einer umfangreichen Sammlung oder einer, die es werden soll, dennoch. Wer das DIY-Gen hat, kann aber auch mit Schrumpffolie und Bügeleisen (Frau fragen, wo das ist) etwas reißen. Hoffentlich nichts am guten Sammelstück.

Präsentationsformen für den Sammlerstolz – ein paar Ideen

Eine extrem originelle aber auch extrem mühsam umzusetzende Idee wäre, deine gesamte Man Cave mit Bierdeckeln zu pflastern. Stell dir das aber mal vor, alles voller Bierdeckel und davor ein gepflegter Tresen!

Wenn du deiner Tegestologie lieber im Stillen frönst und deine Bierdeckel nur ab und zu einmal herausnehmen möchtest, dann kannst du sehr viele davon in einer kleinen Kiste oder einem Schuhkarton stapeln, ob laminiert oder nicht.

Wesentlich ansehnlicher sind Bierdeckelalben, die es in verschiedenen Ausführungen gibt aber gemeinsam haben, dass durchsichtige kleine Taschen in der richtigen Größe deinen Natur-Deckel perfekt aufnehmen und anschließend schützen.

Was es noch nicht eigens für Bierdeckel gibt, sind Wandvitrinen. Mit ein bisschen Vermessungsgeschick kannst du da aber gegebenenfalls eine mit ausreichenden Maßen finden, zum Beispiel solche für Baseballkarten. In einer Vitrine lassen sich nicht sehr viele Bierdeckel unterbringen, so dass es eine gute Präsentationsform entweder für eine kleinere Sammlung oder für die herausragenden Stücke sein könnte.

#VerdientProvision

Egal, was du mit deinen Bierdeckeln abseits des Maßkrugbodens anstellst, wir wünschen dir viel Spaß damit! In Zukunft wirst du weitere Artikel zu Bier-Memorabilia finden, also komm gerne wieder her.

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